Es scheint mittlerweile die „Normalität“ zu sein! Der Umgang mit persönlichen Daten oder der gezielte Datenmissbrauch zur Erlangung von Informationen über Personen, ohne Skandal geht kaum ein Monat zu Ende. Zufall, oder wurde die Wirtschaftskrise dazu ausgenutzt?
Verschwörungstheoretiker hätten dahinter entweder eine strategisch geplante Aktion der Regierung, zumindest aber der Geheimdienste oder Konzerne erkennen lassen. Die Wahrheit scheint viel einfacher und weniger spektakulär. Unachtsamkeit, mangelnde Kontrollen und Koordinierung von Aufgaben in Betrieben oder Behörden sowie das ignorieren einfachster Schutzvorschriften begünstigen Datenmissbrauch, Datenklau und überhaupt jede Form der Wirtschaftskriminalität. Oftmals wird der Schutz der persönlichen Daten dabei als nicht so wichtig betrachtet oder die Verstöße als Bagatellen betrachtet.
Man glaubt zwar eine Änderung dieser Haltung zu beobachten (vielleicht auch deshalb, weil sich immer mehr Menschen dadurch bedroht fühlen), jedoch insgesamt ist ein erschreckend gering sensibles Verhältnis zu persönlichen Daten in der Bevölkerung zu beobachten.
Geht es um die Erfüllung von Kreditwünschen, Anmietung von Fahrzeugen, Auskünfte für einen neuen Wohnungsvermieter oder um den Antrag auf staatliche Leistungen, hinterfragen nur die wenigsten, was mit den über sie erhobenen Daten geschieht oder warum diese überhaupt abgefragt werden. Dieses deutet auf ein naives Vertrauen oder einfach Desinteresse, denn häufig bekommt man auf die Frage, warum sie freiwillig diese Daten angeben, die Antwort „ich hab doch nichts zu verbergen“. Wie kann man diesen Leichtsinn erklären?
Kann es tatsächlich nur Unwissenheit sein oder die zu geringe Vorstellungskraft, was missbräuchlich mit den persönlichen Daten oder den Sozialdaten alles gemacht werden kann? Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Datenmissbrauch durch Behörden, Banken und Unternehmen erheblich zugenommen hat. Wirtschaftskriminalität insgesamt erlebte nach Einschätzungen von Experten, in der Wirtschaftskrise, eine erhebliche Konjunktur.
Datenmissbrauch, vor allem bei persönlichen Daten bzw. Sozialdaten wurde vielfach noch immer als Kavaliersdelikt betrachtet. Wie hoch der Schaden durch missbräuchlich erworbene Personaldaten tatsächlich jährlich ist, wird verschleiert. Der Missbrauch allein mit gefälschten Kreditkarten geht mittlerweile in die Milliarden und alle Banken und Kreditkartenunternehmen sind betroffen. Man nutzt hier kaum anerkannte wirkungsvolle Methoden, um Missbrauch wirkungsvoll und nachhaltig zu verhindern, denn die Zeche zahlen sowieso die Kunden. Die Änderungen der Gesetze für Bankgeschäfte in der Europäischen Union, sind Belege dafür, dass die Kreditinstitute und Banken ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB´s) zum Nachteil der Kunden geändert haben.
Die letzten 20 Jahre zeigen deutlich, dass die Wirtschaftskriminalität einen immensen Markt erobert hat. Den Angaben des Bundeskriminalamtes zur Folge ist allein in Deutschland durch Wirtschaftskriminalität im letzten Jahr ein Schaden von mehr als 3,4 Milliarden Euro entstanden.
Nach Expertenmeinungen könnte der angerichtete Schaden in Deutschland bei etwa 20 bis 30 Milliarden Euro liegen, denn die Dunkelziffer ist sehr hoch und die Zahl der Strafverfahren spiegelt kaum das Verhältnis zur tatsächlichen Dimension wieder, denn die Aufklärungsquote ist gering, obwohl die Tendenz steigend ist. Hier spielen zunehmend auch die privaten Daten der Bürger eine wichtige Rolle. Ein Beispiel sind die Daten von Bewerbern, die von Unternehmen übers Internet geprüft werden.
In Deutschland regeln zwar verschiedene Gesetze den Umgang und den Schutz der persönlichen sowie der Sozialdaten, aber dennoch ist das Erheben, Speichern und Zusammenfassen von Daten unklar definiert. Bereits die privat genutzte Telefon- oder Mailliste fällt unter das Datenschutzgesetz und die Weitergabe von Telefonnummern oder Mailadressen, ohne Wissen der Betroffenen, ist ein Verstoß gegen das Datenschutzgesetz, also strafbar. Viel zu selten machen sich die Beteiligten darüber ernsthafte Gedanken oder erkennen die Brisanz der Situation. Wir müssen alle in diesem Bereich mit mehr Sensibilität umgehen, um uns vor Kriminalität schützen zu können.
Keiner kann uns als Verbraucher verbindlich sagen, wo und in welcher Weise über uns Datenbestände bestehen oder für welche Zwecke zusammengestellt werden oder wurden. Wir Bürger müssen darauf drängen, dass mit unseren Daten mindestens sorgfältig umgegangen wird, wenn sie erhoben und gespeichert werden.
Die Gefahr der Überwachung oder krimineller Aktivitäten sind größer, weil schnelles Internet, schnelle Computer und die schnelle Datenverarbeitung, größere Chancen auf unentdeckte Handlungen ermöglichen und mehr Daten als bisher verarbeitet werden können. Dagegen hilft nur die Aufklärung der Bürger über ihre persönlichen Rechte und die Weiterentwicklung gesetzlicher Regelungen. Die stärkere Nutzung des Informationsfreiheitsgesetzes, um mehr Transparenz der Behörden zu erreichen und Verwaltungsabläufe öffentlich zu machen.
Gut gerüstete Ermittlungsbehörden, die mit angemessenem qualifiziertem Personal, die notwendige Recherchearbeit leisten, um Strafdaten zu ermitteln. Richter die Problembewusst, die Gesetze angemessen anwenden und sich als tatsächlich unabhängiges Entscheidungsgremium präsentieren, das über alle Verdächtigungen erhaben ist. Die Überprüfung bestehender gesetzlicher Regelungen hinsichtlich der Praxis der Datenerhebung, um die Verarbeitung und Speicherung in jeder Form besser regeln zu können. Wobei die Gewichtung dabei stärker auf staatliche, geheimdienstliche, privatwirtschaftliche sowie Sozialnetzwerke und insgesamt auf Organisationen nach dem BGB gerichtet sein müsste. Den es sind Organisationen, die sich kriminell verhalten, denn Einzel oder Privatpersonen haben wenig Interesse, Datenklau professionell zu betreiben, um sich Datenbestände ihrer Nachbarn anzulegen.
Quelle: T. Maschner