Manager: Studie zu ethischem Verhalten in Unternehmen
Das Resümee ist für Stefan Heißner erschreckend: „Unter dem Strich ist fast jeder vierte Manager in Deutschland zu unethischem Verhalten bereit.“ Er würde zum eigenen Karrierevorteil oder für einen höheren Bonus Externe mit falschen Angaben zum Unternehmen täuschen, seine Vorgesetzten mit falschen Informationen versorgen oder unethisches, gar gesetzeswidriges Verhalten von Kunden, Lieferanten oder Kollegen ignorieren.
Heißner weiß, um was es geht: Er war 15 Jahre Kriminalbeamter in Frankfurt und arbeitet seit mehr als zehn Jahren für die Unternehmensberatung Ernst & Young (E & Y) als Leiter der Abteilung „Fraud Investigation“, die sich mit Korruption in Unternehmen und fragwürdigem Verhalten von Managern beschäftigt. Die jüngste Erkenntnis stammt aus der neuen Studie und Umfrage unter 4100 Managern über Wirtschaftskriminalität und Korruption in Europa, Nahost und Afrika.
Jüngere Generation anfälliger
Deutschland kommt dabei in den Augen der Manager nicht gut weg. 43 Prozent halten Bestechung und Korruption hierzulande für weit verbreitet, bei der letzten Umfrage vor zwei Jahren waren es nur 26 Prozent. Heißner ist überrascht über diese Einschätzung. „Ich glaube nicht, dass Korruption zugenommen hat. Die Wirtschaft und die Unternehmen tun viel. Der öffentliche Sektor unterimmt sehr viel.“
Aber offensichtlich sind der VW-Dieselskandal, die Skandale um den Interbankenzins Libor oder jüngste Preisabsprachen zwischen Unternehmen Gründe für diese negative Wahrnehmung. „Verheerend ist, dass solche Fälle die über Jahre gemachten deutlichen Fortschritte der deutschen Konzerne in Sachen Compliance in den Hintergrund rücken lassen“, sagt Heißner.
Er sieht die Firmen in der Pflicht, viel mehr als bislang ethisches Verhalten im Unternehmen zu fördern. Solche Anstrengungen seien umso wichtiger, weil gerade die Generation Y, also junge Menschen zwischen 25 und 35, der Studie zufolge deutlich anfälliger für unethisches Verhalten sei als andere Altersgruppen.
Quelle: Bergsträsser Anzeiger (BA)